Ambulante Ethikberatung will bei schweren Entscheidungen vor allem am Lebensende helfen
Kreis Karlsruhe. Der Titel auf dem Flyer ist etwas akademisch: ambulante Ethikberatung. Doch schon eine Zeile darunter wird es deutlich, um was sich Andreas Landkammer und seine Mitstreiter kümmern wollen – um die Unterstützung bei schwierigen Entscheidungen zumal am Lebensende. Ethikberatung, so erklärt der 38-Jährige aus dem Landkreis, der bei einem Karlsruher Unternehmen arbeitet, sei an sich eine etablierte Sache. „Bundesweit gibt es an jedem zweiten Krankenhaus eine klinische Ethikberatung.“ Vereinfacht ausgedrückt geht es darum, die erwähnten schwierigen Entscheidungen auf einer verbreiterten Grundlage und mit einer Moderation zwischen Arzt, Patient, Pflegekräften und Angehörigen zu klären. Diese Moderation übernimmt die Ethikberatung. Andreas Landkammer sieht dafür analog einer Forderung des Deutschen Ärztetages von 2008 auch einen Bedarf im ambulanten Bereich. Mit einem Dutzend Mitstreiter will er diese Beratung nun für die Region Karlsruhe etablieren und dabei mit niedergelassenen Medizinern und Pflegeheimen zusammenarbeiten.
Ansatz der Ethikberatung ist aus Sicht Landkammers und der Bewegung, dass in schwierigen Lebensphasen Entscheidungen getroffen werden müssen, die nicht ausschließlich durch die medizinische Datenlage zu lösen sind. Die Beratung bringt die Beteiligten zusammen und diskutiert in einer offenen Atmosphäre Fragen wie die folgenden: Muss Machbares wirklich gemacht werden, welche Folgen hat eine Therapieänderung, welche ein Abbruch, geht es nur um Lebensverlängerung oder auch um Lebensqualität?
Andreas Landkammer spricht von „strukturierter Unterstützung bei der Entscheidungsfindung“, wenn es um Ethikberatung geht. Der zentrale Punkt dabei ist die Fallbesprechung, für die sich Landkammer als „Ethikberater im Gesundheitswesen“ ausbilden ließ. Zuvor hatte sich Landkammer schon als Hospizbegleiter engagiert. Sein Antrieb: „Man muss etwas zurückgeben in die Gesellschaft.“
Und so sieht Landkammer auch eine Erfordernis für die breite Ethikberatung, die ein Hauptziel hat – den Respekt vor der Autonomie des Patienten. Bei wichtigen Therapiefragen werde der Arzt sich nachvollziehbar auf der rechtlich sicheren Seite der medizinischen Möglichkeiten bewegen, wogegen der Patient möglicherweise eine abweichende Vorstellung hat. Da zu vermitteln – das sieht die Ethikberatung als ihre Aufgabe.
„Verantwortung übernehmen“ wollen Landkammer und sein Team, das Juristen, Ärzte und Seelsorger umfasst. Bei der ambulanten Ethikberatung wird es nicht um große Zahlen geben. „Aber es ist besser, wenigen Menschen einen guten Weg bereitet zu haben als keinem“, sagt er und erwartet gleichwohl eine steigende Nachfrage nach dem Angebot der ambulanten Ethikberatung.
Einen wesentlichen Partner hat Landkammer im „palliativ care team“ des Hospiz Arista in Ettlingen, dessen Telefonnummer auch als Kontakt dient. Auch mit dem Netzwerk der Hospizdienste im Landkreis soll kooperiert werden.
Die Gruppe, die sich formal an diesem Dienstag gründen möchte, geht davon aus, dass die ambulante Ethikberatung von allen Beteiligten als Entlastung wahrgenommen wird.
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