Ettlingen. Abendlich strahlt die Sonne über die Mauer des Parks hinter der Herz-Jesu-Kirche. In Weiß gedeckte Tische leuchten in den sattgrünen Rasenflächen des früheren Alten Friedhofs, der 1527 angelegt und 1931 in diesen Park umgewandelt wurde. Bis kurz vorher geheimgehalten, findet hier am Samstagabend die zehnte Auflage des Dîner en blanc statt, wozu Sachspenden Ettlinger Unternehmen und die Bänke und Tische der örtlichen Feuerwehr beitragen.
„Wer hätte 2016 gedacht, dass das so ein Erfolg wird und auch die Corona-Jahre übersteht“, sagt Organisator Ulf König vom veranstaltenden Rotary Club Karlsruhe-Albtal bei seiner Begrüßung. Der neue Präsident Malte Pietzsch überreicht zwei Flaschen Wein vom Partnerclub aus Nancy. „The Girl From Ipanema“ gesungen von Künstlerin Hel in Person, die auch Geige spielt, und Duopartner Thomas Zeller am Kontrabass, eröffnet dann den Abend mit starkem südamerikanischem Akzent. Sehr viel später tanzt ein Paar Tango. Alles ist möglich beim Dîner en blanc.
Ob Neuling oder Routinier, alle der rund 100 Teilnehmer sind in Weiß gekleidet, häufig mit Witz und Pfiff interpretiert. Fingerlose Hochzeitshandschuhe oder ein Tennisdress mit Shorts und Polohemd werden gesichtet. Die Perlentiara der Kommunion wird von Lotta und Amelie aufgetragen. Als „Doppelter Mbappé“ stecken in Real Madrid-Trikots die zwölfjährigen Zwillinge Paul und Bastian aus Stuttgart. Die Hüte der Damen versprühen Ascot-Appeal, die Kleider sind ein Traum in Spitze oder fließendem Musselin, dazu Turnschuhe. Stilvoll wird am Solo-Tisch oder der Zwölfertafel diniert. Ein dreiarmiger Leuchter spendet warmes Kerzenlicht, weiße Bauernhortensien werden von Efeu umrankt, steht die immergrüne Pflanze doch für ewiges Leben. Corinna Gätcke sitzt am Tisch von Helma Hofmeister-Jakubeit, der Vorsitzenden der Hospiz-Stiftung. Gätcke erzählt, wie segensreich das Hospiz für ihre Schweigermutter gewesen sei. „Über das Dîner freunden wir uns mit der neuen Heimat an“, sagt Ulrike Wollenschläger, erst vor acht Wochen hergezogen. Tanja Graf hat die Goldrandterrine der Großeltern zum Einsatz gebracht. Bei ihrem ersten Dîner en blanc in Karlsruhe sei ihr „die Stimmung zu zugeknöpft gewesen“.
Anne Berthou kommt aus Paris, wo im Bois de Boulogne die Idee des Dîner entstand. Ihre Tochter Solenn ist mit vier Jahren die jüngste Teilnehmerin. Die Quiche mit Lachs und Spinat komme allerdings von der „Urbadnerin“, meldet sich Andrea zu Wort. Das „gesellige Beisammensein in schönem Ambiente“ lobt Susanne Harrer stellvertretend für viele beim Dîner. Auch die Strickgruppe des Internationalen Frauenclubs, der den Karlsruher Pfennigbasar organisiert, ist dabei. Dagmar Moisei-Haas gefällt die „sehr angenehme Musik“.
Ulf König und Schatzmeister Rolf Herminghaus verkünden die Spendensumme von über 5.000 Euro, bevor zum traditionellen Abschluss des Diners unzählige Wunderkerzen die Nacht erhellen.
Atmosphärisch: Zum Abschluss brennen beim Dîner en blanc in Ettlingen traditionell die Wunderkerzen. Foto: Jürgen Hotz
Dieser Artikel wurde aus der BNN-App geteilt. Alle Inhalte der BNN in Ihrer Hosentasche – zuverlässig, schnell, persönlich. Testen Sie die BNN-App 7 Tage kostenlos. Mehr Infos unter bnn.de/app
Dörte Riedel